Studium der Medizin und Zahnheilkunde, Promotion; Studium generale mit Schwerpunkt Psychologie und Philosophie.
Seit 1977 als selbstständiger Zahnarzt in eigener Praxis tätig.
1994 Beginn der künstlerischen Tätigkeit.
Rolf Jägersberg mischt sich ein. Er will Dingen – um das schöne altgermanische Wort zu benutzen – auf den Grund gehen. Das Ding (thing, oder ting) ist der ursprünglichen Bedeutung nach eine Versammlung, in der Recht diskutiert und gesprochen wird. Unsere Sprache hat das Ding vielfältig verfestigt: etwas dingfest machen, etwas ist unabdingbar, sich etwas ausbedingen. Wenn Rolf Jägersberg Dinge macht, gibt er ihnen gesellschaftliche Bedeutung. Ihm liegt nicht daran, das unüberschaubare Arsenal an Beliebigkeiten formaler Art zu erweitern. Er will präzise auf einen Prozeß, eine Sache, eine Frage weisen. Dazu bedient er sich der Dinge. Er findet sie, er wandelt sie um, er kontrastiert sie unerwartet.
Er ist ein gesellschaftlich aktiver Mensch. Als Arzt geht er der Sache auf den Grund. Als Künstler ist er scheinbar freier, aber diese Freiheit nimmt er nicht an, wenn sie auf Willkür verweist. Das Gemeinsame an beiden ernsthaft betriebenen Tätigkeiten ist für ihn die Verantwortung. Er gibt Antworten auf Fragen, die ihm von außen gestellt werden und die er sich persönlich stellt. Als Arzt hilft er in spezifischen Situationen. Er schließt umfassenderes als das Technisch-Machbare ein. Er sieht auf einen Gesamtprozeß, der im Patienten abläuft. Als Künstler mischt er sich konkret ein. In Norwegen heißen Gerichts-häuser: Tinghus. Ein Ding-Haus wäre für Rolf Jägersberg die Versammlung seiner Objekte, seiner Dinge, die Aufklärung bedürfen, zusammen mit den Akteuren (nicht Zuschauern) seiner Kunst.
Ein solches Ding-Haus hat er sich in den Atelierräumen errichtet, die er zusammen mit seiner Künstlerpartnerin und Ehefrau Susanne und seinem Schwiegervater, dem Künstler Franz Buchholz als ARTeriel bespielt. Seine Gegenstände haben eine eher reduziert formale und eine eher ausgreifende Ebene als Signale für Stellungnahmen. Dieser Künstler stellt sich. Er benennt Roß und Reiter. Das Künstlerische daran ist, dass man es dechiffrieren muß, dass manche Ebene offen bleibt, dass die Dinge nicht journalistisch abgehandelt werden, sondern die Recherche einen interaktiven Kontakt zwischen dem Betrachter und dem Ding erreichen will. Hier ist es an der Stelle, abschließend aund zutreffend den Ding-Künstler Marcel Duchamp zu zitieren: „Der Künstler“, sagt er, „vollzieht den schöpferischen Akt nicht allein, denn der Betrachter begründet den Kontakt des Werkes mit der Außenwelt, indem er seine tieferen Eigenschaften entziffert und deutet und dadurch einen eigenen Beitrag zum schöpferischen Prozeß liefert.“
Prof. Jürgen Claus
Prof. em. Kunsthochschule für Medien Köln
Baelen/Belgien und München 2009
ICH SEHE WAS, WAS DU AUCH SIEHST.
Wenn man das künstlerische Schaffen von Rolf Jägersberg verfolgt, denkt man vielleicht zuerst an imposante Großplastiken, aufrüttelnde Aktionen, hintergründige, oft verschmitzte Instalationen und Skulpturen, basierend auf Fantasie und feinster handwerklicher Ausführung. " Ich sehe was, was du auch siehst" ist sein Motto, das auch auf sein fotografisches Werk auf beeindruckende Weise zutrifft. Als Beispiel möchte ich ein Foto wählen, auf dem ein verfallenes Haus und ein erblühender Baum zu sehen sind. Das sind die Fakten. Wenn ich jetzt aber versuche, das oben erwähnte Motto von Rolf Jägersberg zu interpretieren, bekommt das Foto ganz andere Dimensionen: Das Haus, - heruntergekommen, mit bröckelnder Fassade, dem Verfall preisgegeben, - als Sinnbild für Vergänglichkeit und Verlust. Der Baum hingegen, - ein Zeichen des Neuanfangs, ein Symbol der Hoffnung. Rolf Jägersberg ist ein Künstler, der die Welt mit offenen Augen und kritischem Blick sieht und in seinen Arbeiten den Betrachter zu neuer Deutung des Alltäglichen anregt.
Prof. Ulla Graf ( em.Prof. der Hochschule für Musik und Tanz, Köln/Aachen)
Aachener Nachrichten, 30.01.2017 - Das perfekte Foto: Im richtigen Moment am richtigen Ort
Aachener Nachrichten, 20.12.2016 - Ein Rettungsring für die Freiheitsstatue
Einführung zur Ausstellung von Erjott (Rolf Jägersberg) in der “Galerie 45“ (pdf)